Kundgebung in Aachen
Am Samstag den 05.09.2020 fand erneut eine Kundgebung „für den Erhalt unserer Grundrechte“ am Willy-Brandt-Platz statt. Wieder meldete der Würselner Ansgar Klein die Versammlung an, an der bis zu 100 Menschen teilnahmen. Die Redner Ansgar Klein und Aljoscha Mitzelis, sowie der Aachener Arzt Hans-Jürgen Peters verbreiteten den veranstaltungsüblichen Mix aus Verschwörungstheorien zum Ursprung des Corona-Virus und der angeblichen Verbreitung über das neue 5G Netz sowie einer von Bill und Melinda Gates beabsichtigen Zwangsimpfung. Obwohl keine Bezüge zur extrem rechten und antisemitischen Verschwörungstheorie „QAnon“ hergestellt wurden, wird von „dunklen Mächten“ gesprochen die im Hintergrund die Fäden ziehen. Besondere Sorge bereitete der angekündigte Auftritt des Rechtsanwalts Wilfried Schmitz aus Selfkant. Dieser verbreitet die rassisitsche Theorie der Vertreibung der „deutschen“ Bevölkerung durch Massenmigration.
Maßgeblich angetrieben werden soll dieser Austausch von Angela Merkel. Gegen diese stellte er Strafanzeige wegen Völkermordes. Aus nicht genannten Gründen fand der angekündigte Auftritt Schmitz‘ nicht statt. Nichts desto trotz stellt dies die erste öffentliche Zusammenarbeit der Aachener Veranstaltung mit Personen aus dem extrem Rechten Spektrum dar.
Erneut kam es aus der Kundgebung heraus zu Übergriffen auf Umstehende. Nachdem im Mai 2020 eine Kundgebung der Seebrücke nach massiver Bedrängung aus der „Mahnwache für unsere Grundrechte“ heraus abgebrochen wurde, wurde dieses Mal ein Journalist angegriffen. Dieser berichtet maßgeblich über die Umtriebe der rechten Szene in der Region. Ihm wurde durch einen Teilnehmer der Kundgebung die Kamera ins Gesicht geschlagen und er erlitt dadurch leichte Verletzungen.
Die Aachener Gelbwesten und die Proteste in Berlin
Im Aufruf zu der Kundgebung von Ansgar Klein wird sich auf die Demonstrationen am 29.08.20 in Berlin bezogen, an denen neben Esoteriker*innen und Verschwörungsideolog*innen auch extreme Rechte, Nazis und Reichsbürger beteiligt waren. An diesen Demos beteiligt war eine andere Gruppierung aus dem Aachener Raum, welche relativ klare Bezüge zur „QAnon“ -Theorie zur Schau stellt: Die „Gelben Westen“. Angestoßen von extrem Rechten Netzwerker Dominik Roeseler aus Mönchengladbach, gründeten sich 2019 in mehreren deutschen Städten Kleinstgruppen und bezeichneten sich als Bewegung mit Bezug zu den französischen Gelbwesten. In diesen sammelte sich eine seltsame Mischung aus AfD-Sympathisant*innen, Nazis, Reichsbürgern und Verschwörungsgläubigen. In Aachen führte die Gruppe mehrere unangemeldete Spaziergänge durch die Innenstadt durch, an denen maximal 15 Personen teilnahmen. Immer unterstützt duch überregional angereiste Aktivist*innen. Zweimal kam es zu größeren und internationalen Mobilisierungen der Aachener Gelbwesten. Im November 2019 organisierten sie gemeinsam mit belgischen und niederländischen Kolleg*innen aus dem Umland eine Kundgebung in Vaals (NL) zu der rund 50 Personen erschienen. Im Januar 2019 riefen sie neben einer linksradikalen Kundgebung zu Protesten gegen den Besuch von Angela Merkel und Emmanuel Macron in Aachen auf. Es erschienen zwischen 50 und 100 Personen aus demselben Spektrum wie zuvor in Vaals. Auch Dominik Roeseler und einige Gladbacher Hooligans waren anwesend.
Angemeldet wurde diese Veranstaltung von der Roetgener Heilpraktikerin Tamara K. Diese arbeitet häufig mit dem Jüchener möchtegern Rapper und Reichsbürger Sascha V. (alias „Master Spitter“) zusammen. Auch er nahm an Veranstaltungen in Aachen teil.
Bei den Demonstrationen in Berlin traten die beiden gemeinsam vor einer Versammlung von Nazis und Reichsbürgern auf und Tamara K. peitschte die Menge mit Parolen aus der „QAnon“-Ideologie an, bevor diese kurzzeitig die Treppen zum Besucher*innen-Eingang des Reichstages besetzte.