Auf Indymedia-Linksunten wurde ein Artikel zu einem Angriff auf einen Antifaschisten am 20.10. gepostet. Offenbar wurde von den Angreifern, mutmaßlich Neonazis, eine Stichwaffe eingesetzt. Hier der Text:
In der Innenstadt von Aachen ist es in der Nacht von Montag, den 19. Oktober auf Dienstag, den 20. Oktober 2015 zu einem Angriff auf einen Antifaschisten gekommen, bei dem eine Stichwaffe verwendet wurde. Die beiden Täter ordnen wir der rechten Szene zu.
Zu der Attacke kam es an der Normaluhr-Kreuzung, als der Antifaschist gegen 00.20 Uhr fußläufig an der Wilhelmstraße aus Richtung der Zollernstraße unterwegs war.
Der Betroffene bemerkte etwa 15 Meter hinter sich, an der Kreuzung Zollernstr./Wilhelmstr./Theaterstr. erstmals zwei männliche Personen die eine*n Autofahrer*in anpöbelten, mit dessen Fahrzeug sie fast kollidiert wären, als sie die Straße (vermutlich aus Richtung Kaiserplatz kommend) überquerten.
Was der Antifaschist in diesem Moment als uninteressante Aktion vermutlich besoffener Passant*innen wertete, lässt sich im Nachhinein gänzlich anders betrachten. Es ist anzunehmen, dass die beiden Angreifer bereits beim Überqueren der Straße die Verfolgung des Antifaschisten aufgenommen hatten und um den Kontakt nicht zu verlieren eine vermutlich rote Ampel passierten.
Wenige Sekunden später holten sie den Antifaschisten ein, woraufhin einer der Täter [T1] unvermittelt mehrfach mit der Faust zuschlug und dabei ins Gesicht sowie auf den Kopf zielte. Etwa zeitgleich fragte derselbe Angreifer, ob der Antifaschist sein Problem bemerke, da er eine Mütze mit dem Logo des Fussballvereins Alemannia Aachen trug, was offenbar genug Provokation aus Sicht der Rechten darstellte, um einen Linken brutal anzugreifen. „Sowas wie du [=Antifaschist] sollte besser nicht mit sowas [=Mütze] rumlaufen.“ War eine der Aussagen. Denn schließlich sei es nicht mehr „Euer Verein“ und das würde nun entsprechend „quittiert“. Zu diesem Zeitpunkt stand der zweite Angreifer [T2] seitlich leicht versetzt und etwa einen halben Schritt hinter T1. Er verhielt sich zunächst ruhig und abwartend.
Nach mehreren Faustschlägen auf Kopf- und Halshöhe durch T1, die vom Angegriffenen größtenteils abgeschwächt und verteidigt werden konnten schaltete sich der zweite Angreifer ein. Als der Antifaschist einen kurzen Moment nach hinten stolperte, beim Versuch der Wucht der Schläge von T1 auszuweichen und auf ebendiese fokussiert war, schritt T2 plötzlich nach vorne und stach mehrfach mit einer Waffe auf Bauch- und Brusthöhe nach dem Antifaschisten, der sich – weiterhin stolpernd – nur mit großer Mühe auf den Beinen halten konnte und es mit großer Mühe und viel Glück schaffte, zu verhindern, dass die Wucht der Stiche den Oberkörper traf. So zerstörten die Stiche zwar Jacke und Pullover des Betroffenen, bis auf einige leichte Stichverletzungen an Hand und Unterarm konnten die Angreifer aber keine ernsthaften Verletzungen zufügen.
Mithilfe von Pfefferspray konnte der Antifaschist sich aus der Situation befreien und die aggressiven Angreifer für einen kurzen Moment irritieren, sodass er in Richtung des Kurparks fliehen konnte. Beide Angreifer sahen offenbar von einer weiteren Verfolgung ab – sie überquerten die Normaluhr-Kreuzung vermutlich in Richtung Theaterstraße oder Hauptbahnhof.
Nur durch Glück und Selbstverteidigung keine schweren Verletzungen erlitten
Zahlreiche Schnitte in der Kleidung des Angegriffenen machen deutlich, dass es hierbei nur durch entschlossene Gegenwehr und jede Menge Glück nicht zu schweren Verletzungen gekommen ist. Aufgrund der Art der Schnitte in der Kleidung, sowie der Art der Wunden des Betroffenen nehmen wir an, dass es sich bei der Tatwaffe um eine Art Messer oder Skalpell gehandelt haben muss. Bei diesem Angriff wurden schwerste Verletzungen in Kauf genommen.
Wir ordnen die Täter der rechten Szene zu und gehen davon aus, dass sie den Antifaschisten erkannt haben und daraufhin sofort gezielt vorgingen. Während der Auseinandersetzung machten die Täter einen ruhigen, beherrschten Eindruck.
Eine neue Qualität der Gewalt? WTF? Nichts hat sich geändert!
Wir machen deutlich, dass es sich hierbei nicht – wie gerne von Repräsentant*innen nach solchen Vorfällen behauptet – um eine neue Qualität der rechten Gewalt handelt. Diese Gewalt ist in Deutschland an der Tagesordnung und wird durch die Politik der Regierenden nicht nur begünstigt, sondern erst ermöglicht und immer wieder heruntergespielt.
Wir sehen keinen Sinn darin, an die Exekutive zu plädieren, die allen voran für die ekelhaften Zustände in Kaltland selbst verantwortlich ist. Wir haben kein Vertrauen in die Polizei, die nach Angriffen auf Antifaschist*innen erst einmal routiniert gegen die Angegriffenen ermitteln.
Die Liste der Angriffe auf Linke Einrichtungen und Gruppen, vermeintlich migrantische Menschen, jüdische Institutionen, alternative Läden und bekannte oder als solche vermeintlich erkannte Antifaschist*innen in Aachen ist schier unendlich.
Da der Staat – wie sich immer wieder zeigt – nicht gewillt ist, dem Nazi-Terror Einhalt zu gebieten, sind wir, die Antifaschistische Bewegung mehr denn je in der Pflicht den Antifaschistischen Selbstschutz zu intensivieren und die Nazis, in welchem Gewand sie auch immer auftreten mögen, von der Straße zu verjagen. Wir lehnen eine Zusammenarbeit mit den Staatsorganen ab, auch aus diesem Grund hat der Betroffene keine Anzeige erstattet, die wie gewohnt sowieso ins Leere laufen würde.
Wenn mehr Informationen zu den Angreifern vorliegen, werden wir eine weitere Stellungnahme veröffentlichen.
Für den Antifaschistischen Selbstschutz! Staat und Nazis Hand in Hand – unsere Antwort: Widerstand!
Aachen, 3. November 2015