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Nachbetrachtung Pegida-NRW Aufmarsch in Köln 9.1.2016

Am 9.1. fand in Köln ein Aufmarsch von bis zu 1700 Rassist*innen statt. Aufgerufen hatte die Organisation Pegida NRW, die für die regelmäßigen Pegida-Demonstrationen in Duisburg jeden Montag, und für die Kundgebung in Aachen am 13.12. verantwortlich war. Anlass für den Aufmarsch waren die massiven sexistischen Übergriffe auf Frauen in der Silvesternacht in Köln. Dass es den Pegida-Demonstrant*innen bei ihrem Aufmarsch nicht um den Kampf gegen Sexismus sondern um menschenverachtenden Rassismus ging, zeigte ihr Auftreten und ihre Zusammensetzung aus Neonazis, Mitgliedern von „Die Rechte“, der NPD und einem großen Anteil extrem rechter Hooligans. Exemplarisch ist auch ein Kommentar auf der Facebookseite der NPD Aachen zu betrachten, der in Bezug auf Köln zur Vergewaltigung muslimischer Frauen aufruft.

Der rassistische Aufmarsch wurde von den Cops nach 300 Metern abgebrochen. Auffällig war, dass sich den ganzen Tag lang Gruppen von Neonazis und Hooligans frei in der Kölner Innenstadt bewegen konnten und Antifaschist*innen und Journalist*innen bedrängen und angreifen konnten. Einmal mehr zeigte sich, dass die Polizei bei größeren extrem rechten Veranstaltungen den Teilnehmenden viel durchgehen lässt, seien es Vermummungen, Flaschenwürfe, Angriffe aus der Demo heraus oder im Umfeld, oder das zeigen von Hitlergrüßen.

Aus dem Raum Aachen nahmen Mitglieder aller bekannten rechten Gruppierungen teil. Ganz vorne dabei waren Neonazis aus dem Raum Jülich /Heinsberg mit dem Transparent der Demonstration „Bürger stehen auf“, die am 8.11. in Linnich stattfand. Der Ex-KAL Kader Denis U. fertige Filmaufnahmen an und hielt sich teilweise außerhalb der Demo, während er laufend die Neonazihomepage „Syndikat 52“ updatete. Eine 15köpfige Reisegruppe aus extrem-rechten Hooligans und Mitgliedern von „Die Rechte“ hatte sich bereits am Morgen in und vor einer Kneipe am Hauptbahnhof in Aachen getroffen. Teile dieser Gruppe griffen nach dem Aufmarsch ein das AZ Aachen an, wurden aber verjagt.

Am Sonntag kam es dann im Bereich des Kölner HBF zu mehreren Angriffen durch laut Presse Hooligans, Rocker, Türsteher und/oder Neonazis auf „nicht-deutsch aussehende Menschen“. Dabei wurden mehrere Betroffene verletzt. Dazu gab es einen Bericht des WDR. Die Übergriffe sollen von einer sogenannten „Bürgerwehr“ ausgegangen sein.

Nach sexistischen Übergriffen in Köln – Antisexistische und antirassistische Aktionen am Samstag

Nachdem es in Köln an Silvester zu extrem vielen Fällen sexualisierter Übergriffe und Gewalt kam, hat sich eine riesige Debatte entwickelt, in der es vielfach zu rassistischen Ausfällen kommt. Am Samstag dem 9.1. will gegen 14h Pegida-NRW eine Kundgebung mit anschließender Demonstration vor dem Hbf in Köln machen. Pegida hat offenbar die Route der „Hooligans gegen Salafismus“ von 2014 angemeldet. Aus diesem Spektrum und auch aus der Neonazi-Szene ist mit hohem Zuspruch zu rechnen.
Bisher gibt es mehrere Aufrufe zu Gegenaktionen von antifaschistischer Seite. Ihr findet sie hier und hier. Die Gegenaktionen sollen nach aktuellem Stand um 12h beginnen.

Gegen Sexismus!
Gegen Rassismus!
Gegen Patriarchat!

Brandanschlag auf Unterkunft für Geflüchtete in Köln-Mülheim

**Update**
Am gestrigen Abend gab es einen versuchten Brandanschlag auf eine bewohnte Flüchtlingsunterkunft in Köln-Mülheim. Die beiden Angreifer wurden von der Polizei gefasst.

Am gestrigen Sonntag gab es eine Spontandemonstration von Antirassist*innen in Köln.

Des Weiteren wurde bekannt, dass in der Silvesternacht eine Asylbewerberunterkunft in Leverkusen von etwa 14 Angreifern mit Böllern beworfen wurde.

In Hessen wurden außerdem 6-7- Schüsse aus einer scharfen Waffe auf eine Unterkunft füt Geflüchtete abgefeuert, eine Person wurde verletzt. Mehr Infos hier.

Bericht zu den Protesten gegen Pegida am 13.12. in Aachen

*Update* – Auf Indymedia-Linksunten wird zudem behauptet, dass ein Polizist, der mindestens bis Mai 2015 ein führendes Mitglied in der AfD Aachen war, im Polizeipräsidium für die „Bearbeitung“ der Gefangenden mitverantwortlich war. Hier der Link.

Für Sonntag den 13.12. war in Aachen eine Kundgebung der rassistischen Organisation Pegida angekündigt. Organisiert wurde die Kundgebung von dem niederländischen Ableger Pegida Nederland um Edwin Wagensfeld, der unter dem Namen „Ed der Holländer“ bereits einige Male als Redner bei Pegida in Dresden aufgetreten ist. Dazu waren Pegida-NRW, Pegida Vlaanderen und Pegida Liegé (Lüttich) an der Organisation beteiligt. Auch der selbsternannte Aachener Pegida-Ableger „Acgida – Pegida Fans aus Aachen“ wendete sich an die Veranstaltenden und bot seine Mithilfe an. Bei Acgida handelt es sich um eine der zahlreichen Internetgruppen der Rassistin und Neonaziaktivistin Melanie Dittmer, die in Aachen einen Ableger der von ihr erfundenen „Identitären Aktion“ gegründet hat. Aufgrund des schwierigen Verhältnisses zwischen Dittmer und den Strukturen von Pegida NRW war „Acgida“ aber nicht oder kaum in die Organisation der Kundgebung eingebunden.
Die Kundgebung fand nach einigem Hin- und Her am Aachener Fußballstadion Tivoli statt. Es handelt sich um ein übersichtliches Gelände, mit Nähe zum Aachener Polizeipräsidium.

An der Pegida-Kundgebung nahmen um die 150 Rassist*innen teil. Als Redner*innen traten auf: „Alex“ aus Duisburg, der auch die Moderation machte, Michael Diendorf von Pegida NRW, Raffie Chohan von der „Dutch Defence League“ aus den Niederlanden, die auch bei der ersten Pegida-Aktion dort, am 11.10.2015 in Utrecht sprach. Weiterhin redeten Chris Jassens, Vorstandsmitglied des belgischen „Vlaams Belang“, Lionel Baland aus Lüttich, wichtigster Vertreter von Pegida in der belgischen Wallonie, sowie als Stargast der Pegida-Gründer Lutz Bachmann aus Dresden. Bachmann führte aus, dass es die Stategie von Pegida sei, sich erst zu vernetzen und im Anschluss anzugreifen. Alle Redenden wiesen auf die Bedeutung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit der einzelnen Pegida-Ableger hin. Während die Pegida-Kundgebung zahlenmäßig schwach und der Kundgebungsort keinerlei öffentliche Wirkung hatte, scheint es, als das der Aufmarsch vor allem der regionalen Vernetzung und des Kennenlernens diente. Auch wurde wohl ausgelotet, in wie weit die Polizei in Aachen dazu bereit ist, rassistische Versammlungen durchzusetzen. Sie war offensichtlich ziemlich bereit dazu.

Neben den offiziellen „Gegenprotesten“ der Stadt Aachen am Elisenbrunnen, an denen etwa 1500 Menschen teilnahmen und sich weit vom Geschehen gegen Rassismus positionierten, wurden vom Bündnis „Antirassistische Offensive“ zwei antirassistische Demonstrationen angemeldet, die sich von zwei Seiten der Pegida-Kundgebung zuwenden wollten. Ziel war es, die Anreise der Pegida-Teilnehmenden zu stören sowie ihre Kundgebung soweit wie möglich zu blockieren oder zu verhindern. Damit sollte versucht werden, Pegida keine weitere Plattform für ihre rassistische Hetze zu bieten. Beide Demos wurden von der Aachener Versammlungsbehörde mit absurden Routen und Auflagen belegt. So führte die 1. Demo, die am Westbahnhof startete, durch kaum bewohnte Gewerbe- und Industriegebiete abseits von größeren Straßen zum Tivoli. Die Demo, die am Hauptbahnhof starten sollte, sollte laut Versammlungsbehörde einen Umweg von einer Stunde durch teilweise menschenleere Straßen gehen. Ganz nebenbei ist es in Aachen inzwischen Standard geworden, die Personalien der Ordner*innen zu erfragen oder das Zusammenknoten von Transparenten zu verbieten. Die Demonstration, die am Hauptbahnhof starten wollte, entschied sich nach einem gescheiterten Verhandlungsgespräch über eine Routenänderung, in Kleingruppen direkt Richtung Pegida-Versammlungsort zu gehen und keine Demonstration durchzuführen, Dies ging problemlos und bald konnte sich eine größere Anzahl von Anti-Rassist*innen am Tivoli versammeln.

Pegida hatte im Vorfeld dazu aufgerufen, den relativ abgelegenden Kundgebungsort per PKW zu besuchen. Offenbar wurde mit der Polizei abgesprochen, dass Pegida-Anhänger in einer nahegelegenden Straße in Empfang und von den Parkplätzen aus zu ihrer Kundgebung geleitet werden würden. Zudem wurden die Pegida-Leute von den Organisierenden dazu angehalten, bis um 13h anzureisen, auch wenn die Kundgebung erst um 14h beginnen sollte. Die Anreise zog sich aber dennoch bis 14h hin. Auch danach kamen immer wieder kleine Pegidagrüppchen an und versuchten, teilweise durch die antifaschistische Kundgebung hindurch, durch zu ihrer Kundgebung zu gelangen. Dabei wurden sie von der Polizei abgeschirmt. Dies war eine deutliche Provokation der Antifaschist*innen durch die Polizei und hatte nichts mit der von der Polizei postulierten „Deeskalationsstrategie“ zu tun.

Insgesamt versammelten sich um die 500 Gegendemonstrant*innen direkt am Tivoli. Gegen 13.30 versuchte eine größere Gruppe Antifas sich von der Rückseite der Pegida-Kundgebung zu nähern. Einige Aachener Bereitschaftspolizisten folgten der Gruppe, wobei sie sinngemäß über Lautsprecher äußerten: „Wenn ihr Scheisse baut, dann reiße ich euch den Arsch auf“. Die Polizisten stiegen aus und folgten der Gruppe. Diese wurde dann von vorne von einer Gruppe Polizisten aus Wuppertal angegriffen, die unmittelbar ihre Schlagstöcke einsetzten. Begleitet wurden sie von einigen Polizeipferden, die bisher im Hintergrund bereit gehalten worden waren. Mehrfach wurde versucht, Knie und Schultern der Antifas mit Schlagstöcken zu treffen. Hier und auch im späteren Verlauf tat sich die Polizei durch besondere Brutalität hervor. Einem Antifaschisten wurde die Kniescheibe gebrochen, ein weiterer wurde von einem Polizisten durch einen von hinten ausgeführten Schlag auf den Kopf zu Boden geworfen, ein weiterer wurde bei seiner Verhaftung gegen einen Polizeibus geschlagen und mehrfach in den Bauch geboxt. Auch wurden Menschen durch Pfefferspray verletzt. Diesen wurde Erste Hilfe (Augenspülen) verweigert. In einem weiteren Fall wurde eine Person zu Boden gebracht und gefesselt. Sie wies dabei auf ihr verletztes Knie hin, woraufhin einer der Beamten sich zusätzlich auf das betroffene Gelenk kniete. Außerdem wurden mehrfach Menschen mitten in der Kundgebung von der Polizei rausgegriffen, was mehrfach zu Auseinandersetzungen führte. Insgesamt wurden laut Polizei vier Ingewahrsamnahmen und zwei Festnahmen, sowie ein Dutzend Personalienfeststellungen durchgeführt. Da die Polizei auch verlauten ließ, man habe 16 Strafverfahren eingeleitet, ist bald mit einigen Vorladungen zu rechnen. Niemand ist verpflichtet, auf Vorladungen der Polizei zu reagieren. Stattdessen solltet ihr euch bitte beim Aachener Ermittlungsausschuss melden.

Pegida-Anmelder Michael Diendorf kündigte während seiner Rede an, dass Pegida von Januar an jeden Montag nach Aachen kommen würde. Allerdings wurde Montagabend von Pegida-NRW gepostet, dass man vorhabe, das nächste Mal Ende Januar in Aachen aufzulaufen und von da an jede Woche Montags Kundgebungen in Aachen durchzuführen. Wir möchten alle Antifas und Antirassist*innen schonmal einladen, sich dann an den Gegenprotesten zu beteiligen.

Zuletzt wollen wir uns bei allen Gegendemonstrant*innen ihr Erscheinen bedanken.

Lasst uns gemeinsam verhindern, dass Pegida in der Region Fuß fasst und durch den Aufbau eines rassistischen Grundkonsens weiteren Nährboden für Pogrome und gewalttätige Übergriffe auf Migrant*innen/Asylsuchende, politische Gegner*innen und Journalist*innen bereitet. Egal ob Duisburg, Dresden oder Aachen:

Pegida entgegenstellen! Rassismus bekämpfen!

Rassistische Ausschreitungen in Geldermalsen (NL)

In der niederländischen Kleinstadt Geldermalsen (nahe Utrecht) ist es am Mittwochabend zu schweren rassistischen Ausschreitungen von einem Bürgermob von bis zu 2000 Menschen gekommen. Anlass war anscheinend eine Gemeindaratssitzung, auf der die Unterbringung von 1500 Geflüchteten abgestimmt werden sollte. Presseberichten zufolge feuerten die Cops Warnschüsse ab.

Mehr Infos hier (auf deutsch), und hier (mit Videos).

Kurzzusammenfassung der Proteste gegen Pegida am 13.12.

Am 13.12. fand am Aachener Tivoli eine Kundgebung von Pegida statt. Ausgerichtet wurde diese von dem niederländischen Pegida-Ableger, den beiden belgischen Pegida-Gruppen und Pegida NRW. Es gab mehrere Gegenaktionen. Eine antirassistische Demonstration startete am Westbahnhof und bewegte sich zum Tivoli. Eine weitere Demo, die vom HBF zum Tivoli gehen sollte fand nicht statt, da die Demonstrationsroute völlig unzumutbar gewesen wäre. Daher bewegten sich die verhinderten Demonstrant*innen in Gruppen direkt zum Tivoli.

Insgesamt waren um die 500 Menschen am Tivoli versammelt um direkt gegen die Pegida-Kundgebung zu demonstieren. Diese wurde vor allem von Rassist*innen aus den Niederlanden und Belgien besucht. Mit Lutz Bachmann und Siegfried Däbritz waren zwei Mitglieder des Pegida-Orgateams aus Dresden anwesend. Aus Mönchengladbach war der Pro NRW Politiker und Anmelder der Aufmärsche der „Hooligans gegen Salafisten“ in Köln, Dominik Röseler angereist. Er und seine Mitreisenden zeigen ein Transparent mit der Aufschrift, „Mönchengladbach. Unsere Stadt, unsere Regeln.“, was vor dem Tivoli bei eingefleischten Alemannia-Fans wohl für Ärger sorgen müsste. Insgesamt nahmen je nach Presseberichten zwischen 130 und 170 Leute an der Pegida-Kundgebung teil.

Die Polizei verhielt sich aggressiv und führte 4 Gewahrsamnahmen, zwei Festnahmen und mehrere willkürliche Personalienfeststellungen auf Seiten der Antifaschist*innen durch.

Wenn Menschen in den nächsten Wochen Post von der Polizei bekommen: Seid euch bewusst, dass ihr nicht zu polizeilichen Vorladungen gehen müsst und wendet euch auf jeden Fall zuerst an den Ermittlungsausschuss Aachen.

Hier findet ihr weitere Presseartikel:

Blick nach Rechts

Lokaler Aktionsplan Aachen

Pegida-Kundgebung zum Tivoli verlegt

Die für den 13.12. um 14h angekündigte Kundgebung der rassistischen Organisation Pegida ist von den Organisierenden vor den Aachener Tivoli (Fußballstadion) an der Krefelder Straße verlegt worden.

Weitere Infos folgen.