Seit einigen Wochen läuft ein Prozess gegen junge Neonazis aus Heinsberg/Wassenberg, die drei Asylsuchende angegriffen und verprügelt haben. Jüngst sagte im Prozess ein Mitarbeiter des NRW-Verfassungsschutz aus, der im Neonazi-Aussteiger*innenprogramm des Dienstes arbeitet. Der Mann führte aus, dass sich zwei der Angeklagten, Max W. und Kevin A. im Programm befinden und bescheinigte den beiden eine positive Prognose. Einem Zeitungsbericht zufolge, sagte der VSler, dass beide kein geschlossenes extrem rechtes Weltbild hätten, denn sie hätten auch Kontakte zu Menschen mit Migrationshintergrund, sowie eine feste Tagesstruktur. Auch habe die Teilnahme von A. an einem Neonaziaufmarsch Ende Februar in Erkelenz nur einen kleinen Rückschritt bedeutet, denn die Ablösung aus der Neonazi-Szene dauere mehrere Jahre. Problematisch ist hier weniger die Verharmlosung der Aktivitäten Kevin A.s, sondern die Ansicht, dass Neonazis nur dann Neonazis seien, wenn sie keine Kontakte zu Menschen mit Migrationshintergrund hätten. Diese Kontakte sind für den Großteil der Aachener Neonazis völlig normal. Auch die Tagesstruktur sagt nichts über die politische Ausrichtung aus. Was aber etwas aussagt, ist die Teilnahme an einem Neonaziaufmarsch, vor allem nach acht „Aussteigergesprächen“. In der Vergangenheit haben Aachener Neonazis im Verlauf von Gerichtsverfahren immer wieder ihren Ausstieg betont, und sich danach nach einer Ruhephase in den meisten Fällen wieder an den Aktionen der Szene beteiligt. Die Neonazis haben somit einen strategischen Umgang mit dem Begriff des/der Aussteiger*in.